Was bedeutet eigentlich “Bonität”?

Von Jana O.

Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten

Der Begriff “Bonität” beschreibt per Definition die Kreditwürdigkeit einer natürlichen Person – oder auch eines Unternehmens oder gar ganzer Staaten. Wenn Sie z. B. einen Antrag auf einen Kredit stellen, kann die Bank als Darlehensgeber eine entsprechende Bonitätsprüfung vornehmen. Aus der Einstufung Ihrer Bonität kann sie dann ableiten, wie wahrscheinlich es ist, dass Sie auch tatsächlich in der Lage sind, die Kreditraten und Kreditzinsen zu begleichen. 

Kurz & knapp: Informationen zur Bonität für Schnellleser

Was heißt “Bonität”?

Der Begriff beschreibt die Kreditwürdigkeit einer Person oder eines Unternehmens. Sie bietet eine Möglichkeit einzuschätzen, mit welcher Wahrscheinlichkeit Betroffene neuen Verbindlichkeiten (z. B. Krediten) nachkommen werden.

Wann hat man eine gute Bonität?

Die Auskunfteien arbeiten hier mit unterschiedlichen Scores. Während bei Unternehmen meist ein geringer Score eine gute Bonität bescheinigt, kommt bei Privatpersonen in der Regel eine gegenteilige Einordnung vor: Je höher Ihr persönlicher Score, desto besser höher ist auch Ihre Bonität, da das Ausfallrisiko entsprechend geringer eingeschätzt wird. Mehr dazu lesen Sie hier.

Was genau wird bei der Bonität geprüft?

Zum einen spielen bei der Prüfung Ihrer Bonität Informationen zu Ihrer derzeitigen Lebenslage eine Rolle (z. B. berufliche Tätigkeit, Anstellungsart, regelmäßige Einnahmen und Ausgaben). Zum anderen kommt aber auch die Prüfung Ihres Bonitätsindex in Betracht. Dabei erhalten die potentiellen neuen Vertragspartner eine Auskunft von einer Wirtschaftsauskunftei. In dieser Auskunft wird Ihnen ein persönlicher Score zugewiesen, der eine Aussage dazu ermöglicht, wie gering oder hoch das Risiko ist, dass Sie den neuen vertraglichen Verpflichtungen nicht nachkommen. Welche Informationen die Auskunfteien zum Beispiel sammeln, um eine entsprechende Bewertung zu ermöglichen, erfahren Sie hier.

Wie kann ich meinen eigenen Score in Erfahrung bringen?

Die Wirtschaftsauskunfteien sind verpflichtet, Privatpersonen auf Antrag eine kostenlose Selbstauskunft zur Verfügung zu stellen. Mehr dazu lesen Sie hier.

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Die Einschätzung der Kreditwürdigkeit ist ausschlaggebend für die Vergabe von Krediten, aber auch für den Abschluss anderer Verträge (z. B. Mietvertrag, Leasingsvertrag). Insgesamt sind zwei Aspekte bei der Prüfung der Bonität von Bedeutung:

  • Zunächst stellt sich die Frage nach der rein persönlichen Kreditwürdigkeit. Bei deren Bewertung kommen u. a. auch frühere Kredite oder Verbindlichkeiten, aber unter anderem etwa auch Ihre berufliche Situation in Betracht. Haben Sie Ihre Raten und Verbindlichkeiten stets pünktlich gezahlt oder gibt es eventuell irgendwo Zahlungsrückstände? Befinden Sie sich in einem be- oder entfristeten Arbeitsverhältnis, in Voll- oder Teilzeit? Sind selbstständig tätig oder angestellt? Gehen Sie einem gut bezahlten Beruf nach oder arbeiten Sie eher im Niedriglohnsektor?
  • Daneben spielt ganz konkret auch Ihre finanzielle Bonität eine Rolle: Wie hoch ist Ihr monatliches Einkommen? Wie hoch sind bisherige Verbindlichkeiten etwa aus bereits bestehenden Kreditverträgen oder Mietzahlungen?

Von der Gesamtschau Ihrer persönlichen und finanziellen Bonität macht der Kreditgeber dann in aller Regel abhängig, ob er zum einen den Kredit gewährt und zum anderen, zu welchen Bedingungen (z. B. Höhe der Zinsen bzw. Laufzeit). Aber wie genau läuft die Bonitätsprüfung ab?

Was ist eine Bonitätsprüfung genau und wie läuft sie ab?

Wenn Sie einen Kredit beantragen, wird der Kreditgeber zunächst stets Ihre Kreditwürdigkeit prüfen. Hierzu kann er dabei auf unterschiedliche Auskünfte zurückgreifen. Im Rahmen eines Kreditantrages machen Sie selbst zum einen bereits umfangreiche Angaben zu monatlichem Einnahmen und möglichen Ausgaben sowie zu Ihrer beruflichen Situation. Unter Umständen sind auch Fragen zu Ihrem Privatleben möglich: Leben in Ihrem Haushalt zum Beispiel minderjährige Kinder oder weitere Personen? Auch daraus lässt sich unter Umständen ableiten, wie groß Ihre monatliche, finanzielle Belastung gestaltet ist.

Daneben beziehen Banken und andere kreditgebende Institutionen aber auch externe Informationen von unterschiedlichen Wirtschaftsauskunfteien. Die bekannteste unter ihnen ist wohl die SCHUFA. Andere sind zum Beispiel Creditreform, CRIF Bürgel oder Arvato Infoscore. Wirtschaftsauskunfteien sammeln Daten über natürliche Personen – aber mitunter auch Unternehmen -, die Rückschlüsse auf ihre Bonität zulassen. Dazu zählen beispielsweise Angaben zu 

Bonitätsauskunft: Was ist das Ziel der Indexierung?
Bonitätsauskunft: Was ist das Ziel der Indexierung?
  • laufenden Konten, Kredit- oder Leasingverträgen u. a.
  • in der letzten Zeit gestellte Kreditanträge
  • Immobilieneigentum und ggf. Mieteinnahmen hieraus
  • Wohnort sowie Kontaktdaten
  • Erfahrungen anderer bezüglich der Verlässlichkeit des Betroffenen bei Tilgung von Verbindlichkeiten (z. B. auch von Vermietern)
  • Familienstand 
  • u. v. m.

Aus all diesen Daten erstellen die Wirtschaftsauskunfteien einen individuellen Bonitätsindex (“Score”). Dieser lässt eine Prognose bezüglich der Kreditwürdigkeit zu: Wie wahrscheinlich ist es, dass die betroffene Person auch bei zukünftigen Abschlüssen ihren Zahlungsverpflichtungen nachkommt? Die einzelnen Wirtschaftsauskunfteien setzen dabei auch verschiedene Bonitätsindizes an. Die folgenden zwei Varianten gibt es:

  • Skala von 100 bis 600 (Bsp. Creditreform): Je niedriger der Score, desto besser die Bonität und zugleich auch desto geringer die Ausfallwahrscheinlichkeit. Kommt vor allem bei der Bewertung von Unternehmen zum Einsatz.
  • Skala von 1 bis 1.072 (Bsp. SCHUFA): Je höher der Score, desto besser die Bonität und desto höher die Rückzahlungswahrscheinlichkeit. Findet bei der Bewertung der Bonität von Privatpersonen Anwendung.

Je höher Ihr Score, desto geringer wird das Ausfallrisiko eingeschätzt – desto besser ist also Ihre geschätzte Bonität. Im Umkehrschluss bedeutet eine eher schlechte Bonität einen niedriger Score. Die Auskunfteien wenden diese Form der Indexierung in der Regel bei der Einschätzungen zur Bonität von Privatpersonen. Es gibt aber keine einheitlichen Maßstäbe oder Höchstscores. Zur besseren Einschätzung findet sich in der Bonitätsauskunft daher auch eine Prozentangabe, die das allgemeine Ausfallrisko beschreibt. Je höher die Prozentzahl, desto geringer das Risiko, dass künftige Verbindlichkeiten nicht (regelmäßig) geleistet werden. In der folgenden Tabelle finden Sie als Beispiel die Stufung, die bei der Bonitätsprüfung durch die SCHUFA angesetzt wird:

ScoreWahrscheinlichkeit der Rückzahlung
994 - 1.07298,67 %
979 - 99397,74 %
966 - 97896,98 %
954 - 96596,67 %
942 - 95396,20 %
926 - 94194,76 %
904 - 92590,6 %
862 - 90389,69 %
820 - 86180,41 %
562 - 81974,33 %
280 - 56169,16 %
1 - 27961,78 %

Bei der Bonitätsprüfung von Unternehmen wenden viele Auskunfteien hingegen die entgegengesetzte Variante an. Unter anderem bei der Creditreform gilt dann: Je niedriger der Score, desto geringer das Risiko – also desto besser. Ein hoher Score hingegen bedeutet für den potentiellen Kreditgeber ein hohes Ausfallrisiko, wenn er dem betroffenen Unternehmen einen Kredit gewährt. Die Bonität des Unternehmens wird also eher negativ eingeschätzt.

Was ist, wenn Ihre Bonität nicht ausreicht?

Haben Sie einen Kreditantrag gestellt und kommt die Bank zu dem Schluss, die eher negative Bewertung Ihrer Bonität reicht nicht aus, dann kann sie den Kreditantrag grundsätzlich auch ablehnen. Je nachdem, wie hoch das geschätzte Risiko ausfällt, kann Sie aber zum Beispiel auch höhere Zinsen festlegen oder eine längere Laufzeit mit geringeren monatlichen Raten vorschlagen.

Eine Bonitätsprüfung lässt sich bei Kreditanträgen kaum umgehen. Angebote, bei denen mit SCHUFA-freien Krediten geworben wird, haben regelmäßig den Haken, dass die Zinsen aufgrund des höheren Risikos vergleichsweise hoch ausfallen.

Wie können Sie Ihre eigene Bonität prüfen?

Haben Sie eine negative Bonität? Finden Sie es heraus durch eine Selbstauskunft.
Haben Sie eine negative Bonität? Finden Sie es heraus durch eine Selbstauskunft.

Um selbst einschätzen zu können, wie die Chancen bei einem möglichen Kreditantrag stehen, können Sie vorab auch selbst eine Bonitätsauskunft beantragen. Die Auskunfteien sind verpflichtet, Ihnen auf Antrag eine kostenlose Selbstauskunft zur Verfügung zu stellen. Grundlage hierfür ist das Auskunftsrecht Betroffener, das ihnen Artikel 15 der EU-Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) gewährt

Anders als bei einer Bonitätsauskunft, die der Vorlage gegenüber Dritten dient (z. B. Vermietern, Kreditgebern), enthält diese Selbstauskunft sämtliche zur betroffenen Person gespeicherten und verarbeiteten Daten inklusive der Datenquellen und Angaben zu Empfängern von Auskünften der letzten Monate. Eine solche umfangreiche Auskunft erhalten potentielle Kreditgeber über den Bonitätscheck hingegen nicht. Sie werden lediglich über allgemeine und relevante Eckdaten informiert (insbesondere den Score). 

Enthält die Selbstauskunft zum Beispiel veraltete oder falsche Informationen, können Sie die Löschung bzw. Korrektur bei der Auskunftei beantragen. Das kann sich am Ende auch auf die Einschätzung Ihrer Bonität positiv auswirken und den Erfolg auf einen neuen Kredit ggf. erhöhen.

Wichtig! Kein Dritter darf von Ihnen verlangen, dass Sie ihm die umfassende Selbstauskunft als Nachweis vorlegen. Diese Informationen sind lediglich für die Augen des Betroffenen gedacht. Auch wenn die Bonitätsauskunft zur Vorlage bei anderen in aller Regel mit Kosten verbunden ist: Sie hat den Vorteil, dass vielleicht gerade solche Einträge, die unter Umständen eher ein negatives Licht auf Ihre Zahlungsmoral werfen könnten, für den Auskunftsverlangenden aber irrelevant sind, unter Verschluss bleiben.

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Über den Autor

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Jana O.

Jana studierte an der Uni Greifswald Ger­manis­tik, Philosophie und Englische Literatur­wissenschaften. Sie ist seit 2015 Teil von vorfaelligkeitsentschaedigung.net. Ihre über die Jahre angeeignete Expertise nutzt sie seither, um komplexe rechtliche Fragestellungen leicht verständlich aufzubereiten.

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