Die Kündigung beim Darlehen nach 10 Jahren: Vorfälligkeitsentschädigung fällig?

Von Bernd V.

Letzte Aktualisierung am: 27. Januar 2024

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie funktioniert die Darlehenskündigung nach 10 Jahren?
Wie funktioniert die Darlehenskündigung nach 10 Jahren?

Lange Zinsbindungsfristen können Fluch und Segen zugleich sein. Steigen die Zinsen seit dem Zeitpunkt des Vertragsschlusses, freut sich der Kreditnehmer. Fällt der marktübliche Zinssatz hingegen, ärgert er sich.

In letzterer Situation befinden sich aktuell viele Darlehensnehmer in Deutschland. Sie müssen weiterhin teure Zinsen zahlen, obwohl der europäische Zinssatz drastisch gefallen ist. Doch das Recht bietet einen Ausweg: Verbrauchern steht ein Sonderkündigungsrecht bei Darlehen nach 10 Jahren zu.

Unter welchen Bedingungen ist eine Kündigung von Darlehen nach 10 Jahren möglich? In diesem Ratgeber finden Sie alle Informationen dazu. Beachten Sie: Dieser Artikel befasst sich mit Festzinsverträgen – Kredite mit veränderlichen Zinssätzen können nämlich jederzeit beendet werden.

Kurz & knapp: Informationen für Schnellleser zur Kündigung beim Darlehen nach 10 Jahren

Für wen gilt die 10-jährige Kündigungsfrist?

Nur Darlehensnehmer können einen Kredit oder ein Darlehen nach 10 Jahren kündigen. Banken haben dieses Privileg hingegen nicht.

Ab wann läuft die Kündigungsfrist?

Die 10-Jahres-Frist beginnt, wenn die gesamte Kreditsumme an den Darlehensnehmer ausgezahlt wurde. Nutzen Sie dieses Sonderkündigungsrecht, können Sie das Darlehen vorzeitig ablösen, ohne dass Sie die Vorfälligkeitsentschädigung zahlen müssen. Beachten Sie jedoch, dass Sie eine sechsmonatige Kündigungsfrist einhalten müssen.

Welche Bedingungen gelten, wenn Sie ein Darlehen kündigen möchten nach 10 Jahren?

Sie können einen Immobilienkredit nur dann nach 10 Jahren kündigen, wenn Sie innerhalb dieses Zeitraumes keine Änderungen im Darlehensvertrag vorgenommen haben. Mehr dazu erfahren Sie hier.

Das Sonderkündigungsrecht für eine Baufinanzierung nach 10 Jahren: Rechtliche Grundlagen im § 489 BGB

Das Recht, eine Kündigung von einem Darlehen nach 10 Jahren auszusprechen, ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) verankert:

(1) Der Darlehensnehmer kann einen Darlehensvertrag mit gebundenem Sollzinssatz ganz oder teilweise kündigen, in jedem Fall nach Ablauf von zehn Jahren nach dem vollständigen Empfang unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten; wird nach dem Empfang des Darlehens eine neue Vereinbarung über die Zeit der Rückzahlung oder den Sollzinssatz getroffen, so tritt der Zeitpunkt dieser Vereinbarung an die Stelle des Zeitpunkts des Empfangs. (§ 489 BGB)

Dieser Passus enthält relevante Informationen zur Kündigung beim Darlehensvertrag nach 10 Jahren: Die Frist beginnt mit dem Erhalt der Darlehenssumme oder zum Zeitpunkt der letzten Vertragsanpassung.

Einige Banken versuchen, letzteren Punkt zu ihrem Vorteil zu nutzen und den Ablauf der Frist für Ihre Baufinanzierung zu umgehen.

Vorsicht bei der Kündigung vom Kreditvertrag nach 10 Jahren: Fristverlängerung beachten

Kredit kündigen nach 10 Jahren: Denken Sie an die sechsmonatige Kündigungsfrist!
Kredit kündigen nach 10 Jahren: Denken Sie an die sechsmonatige Kündigungsfrist!

Eine Kündigung von Darlehen ist nach 10 Jahren also möglich. Um dies zu verhindern, kommen einige Kreditinstitute kurz vor Ablauf der Frist auf ihre Kunden zu und unterbreiten eine scheinbar lukrative Anpassung der Vertragskonditionen.

Gehen Sie darauf ein, beginnt die Frist von neuem zu laufen und Sie haben Ihre Chance auf eine lohnende Umschuldung verpasst.

Prüfen Sie ein solches Angebot der Bank dementsprechend eingehend und vergleichen Sie es mit aktuellen, marktüblichen Kreditkonditionen. Vielleicht stellt der Vorschlag lediglich einen Versuch dar, die Frist neu zu starten, damit die Kündigung vom Darlehen nach 10 Jahren nicht mehr möglich ist.

In dieser Situation, kurz vor Ablauf der Frist, sollten Sie daher gut abwägen, ob Sie einer Vertragsänderung zustimmen. Lassen Sie sich im Zweifel zur aktuellen Höhe der Zinsen beraten.

Wie funktioniert die Kreditkündigung nach 10 Jahren?

Verbraucher müssen sich an bestimmte Abläufe halten, damit die Kündigung der Baufinanzierung nach 10 Jahren erfolgreich verläuft.

Kündigungsfrist und Rückzahlung

Es gelten besondere Regelungen für das Sonderkündigungsrecht beim Kredit. Um diesen nach 10 Jahren zu beenden, müssen Sie die sechsmonatige Kündigungsfrist einhalten.

Zudem gilt: Erst wenn diese sechs Monate abgelaufen sind, wird die Kündigung wirksam. Dann haben Sie nur noch zwei Wochen Zeit, die Restschuld zu begleichen. Kommen Sie dem nicht nach, gilt die Beendigung des Darlehens als nicht erfolgt.

Tipp: Kümmern Sie sich daher rechtzeitig um eine Anschlussfinanzierung. Je früher Sie mit einem Vergleich der Konditionen beginnen, desto besser können Sie den aktuellen Markt überblicken.

Fällt eine Vorfälligkeitsentschädigung nach 10 Jahren Vertragslaufzeit an?

Sie haben ein Sonderkündigungsrecht für Ihren Kredit: Nach 10 Jahren dürfen Sie ihn beenden.
Sie haben ein Sonderkündigungsrecht für Ihren Kredit: Nach 10 Jahren dürfen Sie ihn beenden.

Kündigen Sie ein Darlehen innerhalb der vertraglich vereinbarten Zinsbindung, darf die Bank eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen. Wenn Sie Ihren Kredit allerdings erst nach 10 Jahren kündigen, entfällt der Anspruch der Bank.

Dies erklärt sich daraus, dass die Kündigung von einem Darlehen nach 10 Jahren rechtlich als „ordentliche Kündigung“ gilt (§ 489 BGB). Ein Schadensersatz kann aber lediglich bei einer außerordentlichen Kündigung geltend gemacht werden.

Übrigens: Das Sonderkündigungsrecht nach 10 Jahren bleibt bestehen, auch wenn Ihre Bank dieses Recht vertraglich beschneiden möchte (§ 489 BGB, Absatz 4).

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Über den Autor

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Bernd V.

Bernd hat eine abgeschlossene Ausbildung als Einzelkaufmann und arbeitete mehrere Jahre im Elektrofachhandel. Anfang 2020 stieß er zum Team von vorfaelligkeitsentschaedigung.net und arbeitet seitdem für uns als Redakteur. Er schreibt vor allem übers Finanzrecht und gibt Ratschläge zu Darlehen und Kreditverträgen.

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